Bis auf “das “HUI” und “Kummer ruht in meinem Schoß” (denn der Kummer — kann nicht ruhen) ausgenommen, ist die Arie auch nicht schlecht; besonders der erste Teil.
Und ich weiß nicht — bei einer Opera muss schlechterdings die Poesie der Musik gehorsame Tochter sein. — Warum gefallen denn die welschen komischen Opern überall? — Mit allem dem Elend, was das Buch anbelangt! — Sogar in Paris — wovon ich selbst Zeuge war. — Weil da ganz die Musik herrscht — und man darüber alles vergisst.
Um so mehr muss ja eine Opera gefallen, wo der Plan des Stücks gut ausgearbeitet, die Wörter aber nur für die Musik geschrieben sind, und nicht hier und dort einem elenden Reime zu Gefallen (die doch, bei Gott, zum Wert einer theatralischen Vorstellung, es mag sein was es wolle, gar nichts beitragen, wohl aber eher Schaden bringen) Worte setzen — oder ganze Strophen, die des Komponisten seine ganze Idee verderben. — Verse sind wohl für die Musik das Unentbehrlichste — aber Reime — des Reimes wegen — das Schädlichste. — Die Herren, die so pedantisch zu Werke gehen, werden immer mitsamt der Musik zugrunde gehen.
(Fortsetzung in den Kommentaren)
Da ist es am besten, wenn ein guter Komponist, der das Theater versteht, und selbst etwas anzugeben imstande ist, und ein gescheiter Poet, als ein wahrer Phönix, zusammenkommen. — Dann darf einem vor dem Beifalle des Unwissenden auch nicht bange sein. — Die Poeten kommen mir fast vor wie die Trompeter mit ihren Handwerks-Possen! — Wenn wir Komponisten immer so getreu unsern Regeln (die damals, als man noch nichts besseres wusste, ganz gut waren) folgen wollten, so würden wir eben so untaubliche Musik, als sie untaugliche Bücheln, verfertigen.
Nun habe ich Ihnen, dünkt mich, genug albernes Zeug dahergeschwätzt; nun muss ich mich um das erkundigen, was mir am meisten am Herzen liegt, nämlich Ihre Gesundheit, mein bester Vater!”
W.A. Mozart an seinen Vater, Wien, 13. Oktober 1781