Eine Liedertafel mit Oswald Egger
“Das Wesen des Gedichts ist Gesang, nicht Gemälde, aber wer so redet (Herder), spricht – vom Volkslied. »Es sind / noch Lieder zu singen jenseits / der Menschen« (Celan), doch auch jenseits ihrer Sperenzchen? Kommt im alten Lied das verhaltene, was sich versagt und bleibt im Gedicht, zu Tage, als Tagelied ans Licht? Und was sind das für Worte, die wie Blumen tun, tausendschön, so ohne Erde und Terrain, nur aus der Luft gegriffen?
Oswald Egger legt quasi heimatlose Lieder und Gedichte vor, die von dort, woher die Kinder kommen, ins Diesseits kassibern: Zinkblumen ( nihilum album) aus Erde und Rede, Zink, das sich im Glosen und Fokus des Gegenständlichen verliert und wie lichtflüchtige Wollflocken in Luft aufgeht: als »lana philosophica« den Alchemisten und Hermetikern bekannt, woraus »nihilum album«, das »Weißnicht«, »Nichts« und »nicht« entstanden.”
Die Liedertafel empfiehlt als kompositorisches Material die folgenden Gedichte:
Singen, tönern
ist es gut,
Pfoten-Mond
lebendere Blitze.
*
Ich denk
und stimme
Ribisl-
Lieder an.
*
Zum Aufspringen
und Tanzen will ich,
daß alle Bohlen
Eichholz sind.
*
Perchten
im Krapp-Sack
Beutel-Puppen
ihr Schuhzeug?
*
Die Ahlkirschen-
reiche Ahlkirschwiese
ist gefährlich, Beeren-
heide, plumbs, plumbs
*
Ich saß
eine knöcherne Woche,
und ich saß
eine fleischige Woche.
*
Die
Waldbellerhunde,
die Wildbellerhunde
kläffen den Mond an.
*
Trinktücher-Kelche,
flüsternde Gruppen
stehen in den Fall-
Gassen der Würfler.
*
Manchmal klack’t ein
Ast im Takt gegen das
Balkendach der Schlag-
Blockhütte Einlaß.
*
Nicht mir
zum Schlimmen
erhoben sich
die Stimmen.
(AUS: NIHILUM ALBUM, Lieder & Gedichte, Suhrkamp 2007)
Kompositorische oder akustische Beiträge (für Stimme solo / gesungen, gesprochen /, Zuspielband oder Vokalensemble SATB) bitte an: dramaturgie@sing-akademie.de Dann versuchen wir uns gern an einer Realisierung.