Variation 1 – T5 (Ann Cotten)

Variation a

Der schönsten Geldanlage ihre Tränen,
gelten sie? Vergelten, vergolden, vergehen sie?
Der Tränen Anlage schönes Gold. (Zugegeben.)
Gib Verb hinein, nimm Gold heraus.
Alles hinein, Gold heraus.
Gold, Gold heraus. Gold, Gold, Gold, Gold.

Der goldenen Tränen ihre schöne Anlage.
Sie sollen sie nicht verwerfen.
Die Tränen sollen sie werfen
weit über die Anlage hoch hinaus,
weit über den Humboldthain.

Und Gold heraus und Gold heraus,
die Verben sind verblichen.
Und Gold und Gold und Gold, Gold und Gold, und Gold, Gold.

.
Variation b

Gipfeltreffen trotz der Viertelsprache.

Eisige Männer spielen Dohlen, und der Lift
steckt, unter Kassendecken mit ihnen
auf 3568 Meter Höhe von der See.

Sprachen die Anzeichen dahin, wo es hoch ging?
Verstanden wir das besser als das Selbstisch-Naive?
Wurden wir evidenter, je höher wir stiegen?
War das Gipfelbuch das zu Firmen führende oder bloß
ein alter Gymnastikbeutel voll Logos?
Ich weiß es nicht. Die Gipfel erwiderten,
eherne Kämme, mein Ahnen, verzerrt zu
nicht zu erklärenden wilden Schmerzen.

.
Variation c

Die Berge schmerzen
nur den, den sie wirklich stören.

One thought on “Variation 1 – T5 (Ann Cotten)”

  1. Vielleicht ist es falsch, etwas aus der Hand zu geben, was kein richtiges, kein gutes Gedicht ist. Ich halte es aus mehreren Gründen für brauchbar. Zum einen ist es eben nicht ausgemacht, dass man über ein Auftragsthema ein Gedicht, also etwas, was für sich steht und in einer Werksausgabe nicht irgendwie schief wirken würde, zu schreiben in der Lage sein muss oder kann. Dennoch, meine ich, ist man nicht ausschließlich in den Minuten des Verfassens gelungener Texte ein mehr oder minder zu reflektierter, wenn auch nicht ergebnisorientierter Textarbeit fähiger Schriftsteller. Deswegen muss man die Sachen ja nicht gleich veröffentlichen. Ich lege Texte vor, bei denen mir Ahnungen im Kopf spukten, wie man das vertonen könnte. Ich gebe zu, dass diese Ahnungen sich an Stücken, die ein zwei Jahrhunderte alt sind, orientieren. Bitte das bei Bedarf vollkommen zu ignorieren. Ich lege also Baustellen oder Materialdepots hin. Wenn die Versuche zu nichts Gutem führen, möchte ich die Möglichkeit vorbehalten, die Texte zurückzuziehen oder zu verändern, denn ich habe Zweifel, ob ich sie so, als Mauerblümchen von Musiktexten, in die kalte Welt hinausschicken darf.

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