Variation 1 – T9 (Rinck)

DER TRAUM VON DER MÜHELOSIGKEIT

… und das Wasser um unsere Knöchel
stieg mit dem Ernst einer Erscheinung,
die ihr Handwerk versteht. (Brecht)

Der Traum geht weiter. Er dauert etwa drei bis vier Minuten.
Ei, die klaren Elemente. Worauf das Wasser sich versteht,
fließen oder steigen und versiegen, und dann einer oder eine,
deren Haut ganz flüssig ist, da hineinzutauchen. Oder aber
mit dem Wasser tauschen: Schau, mit der Mühelosigkeit
(ich träume) mit der Wasser Durchlass findet, Betten macht
und durch die Risse sickert, und der Mühe, die ich habe,
es zu hindern, wenn es spielt, ohne zu spielen, bei fast
40 Minusgraden nicht gefrieren, als Eis selbst bei 400 Grad
nicht tauen, über Null! Nur ein kleines, kleines Vergehen.
Taumelnd verfolgen die Ungeübten den schwappenden Traum
hinter die Unlust zu schauen, verstehen, was das Wasser macht,
sich verstehen und dann verstanden werden. Und träten
auf die Bühne, gänzlich ungeübt,  führten die Leute, die alles,
wie Wasser verstünden, in äußerste Rührung. Haha! Das heißt,
man würfe sie hoch in die Luft,  zum höchsten Leichtsinn gerührt
wie luftgefüllte Hüllen, und das ungeübt! Und sie schwebten,
hochgeworfen, bewegt, dann gefangen, jeden Einzelnen für sich:
Im Ernst: Unlust denken lernen, dann vergessen, was man lernte,
dann die Scham vergessen, und sich dann: an alles, alles erinnern.

Auf eine Art “welche wie das klare Element beschaffen ist,
dessen flinke Bewohner durcheinander schwimmen,
blinkelnd oder dunkelnd auf und ab fahren,
ohne sich zu verirren oder zu verlieren.” (Zelter)

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