EMPFINDSAM, mollis, facile molliores sensus concipiens, zum erstenmal gebraucht von BODE, der in der vorrede zu Yoricks empfindsamer reise (1768) erzählt, dasz LESSING es ihm als übersetzung von sentimental empfohlen habe.
LESSINGS eigne worte ebendaselbst lauten: ‘es kömmt darauf an, wort durch wort zu übersetzen, nicht eines durch mehrere zu umschreiben. bemerken sie sodann dasz sentimental ein neues wort ist. war es Sterne erlaubt sich ein neues wort zu bilden, so musz es eben darum auch seinem übersetzer erlaubt sein. die Engländer hatten gar kein adjectivum von sentiment, wir haben von empfindung mehr als eines, empfindlich, empfindbar, empfindungsreich, aber diese sagen alle etwas anders. wagen sie e m p f i n d s a m ! wenn eine mühsame reise eine reise heiszt, bei der viel mühe ist, so kann ja auch eine empfindsame reise eine reise heiszen, bei der viel empfindung war, ich will nicht sagen, dasz sie die analogie ganz auf ihrer seite haben dürften. aber was die leser vors erste bei dem worte noch nicht denken, mögen sie sich nach und nach dabei zu denken gewöhnen’.
die Franzosen haben sentimental aus dem engl. übernommen, nnl. sagt man sentimenteel, schw. känslosam, isl. tilfinningasamr, beides nach unserm empfindsam, das sich schnell einführte und von ADELUNG (1774) aufgenommen wurde: edle handlungen, mit welchen unsere empfindsamen schriften so viel um sich werfen.
Aus dem Grimmschen Wörterbuch.
ps: der persiflierende kältling trägt nur den umgekehrten mangel des empfindseligen zur schau. (JEAN PAUL)