Variation 4 – T5 (Ulrich Schlotmann)

Die Berge schmerzen
nur den, den sie wirklich stören,
sagt man
(gemeinhin).

Die Unempfindlichen/& Indolenten
dagegen sehen in Bergen kaum mehr als Erhebungen,
Geländeemissionen, meinetwegen.
Durchzogen von Stollen, angelegt worden von
hemdsärmeligen Kerlen in Holzfällerhemden mit
groben Karos, schwarzen & roten wohl
findigen Selfmademen/geleckten Dollarmillionären in
edlem Zwirn zu gefallen, Männern,
die Gold wollten, allenfalls Tränen fanden, Salz
fanden und irgendwann einfach aufgaben,
schlicht nicht mehr konnten –
war eh nichts mehr zu holen/kaum mehr rentabel
und ab: mit der Lufthansa auf die Komoren/nach
noch namenlosen Pazifikatollen – hin:
zu den Postkartenidyllen der Südsee/zum
Humboldthain, meinetwegen.

Nein der Hund ist nicht der Chor

Chorus: And the human mind

Tears: And the human mind

Chorus: Yes and the human mind.
Of course the human mind
Has that anything to do with I am I because my little dog knows me.
What is the chorus.

Chorus: What is the chorus.
Anyway there is the question of identity.
What is the use of being a little boy if you are to grow up to be a man.

Chorus: No the dog is not the chorus.

(From Gertrude Stein, The Question of Identity)

Variation 2 – T7 (Monika Rinck)

VAGES LAS VEGAS

Wenn nicht, dann nichts, dann kein. Wenn aber, dann.
Wenn nicht, dann auch? Ins Wo, ins Vage? Nach Vegas?
Ins Schwarze? Bitte nicht nach innen fassen.
Er trägt ja nichts drunter. Pair-Impair-Zéro.

Lässt, lässt nicht, nicht so lösen. Und so? So nicht.
Erst so, dann so? Nein so! Dann nicht, ach so,
dann aber, was dann? Ja für was, für wider?
Für ohne, ohne alles! Banque ouvert.

Ja sicher, sicher nicht, die Jetons nicht sehr,
nicht sicher jene Jetons, auch des Wertes
so gut wie, gut so. Wolln wir wetten?
Tous les coups sont tenus. Ach was. Ach so.

Für was? Die Katz? Die Bank? Für Gott?
Kann nichts. Kann sein. Kann alles.
Kann zwischen den Beinen, rouge oder
noir, ohne alles Meinen ins
Casino gehen heute. Enorm!

Variation 1 – T7 (Christian Filips)

Wenn nicht, dann nichts, dann kein. Wenn aber, dann.
Wenn nicht, dann auch? Ins Wo, wohin? Ins Vage?
Ins Schwarze? Bitte nicht nach innen fassen.
Er trägt ja nichts drunter.

Lässt, lässt nicht, nicht so lösen. Und so? So nicht.
Erst so, dann so? Nein so! Dann nicht, ach so,
dann aber, was dann? Ja für was, für wider?
Für ohne, ohne alles!

Ja sicher, sicher nicht, der Rede nicht sehr,
nicht sicher jener Rede, auch des Wertes
so gut wie, gut so. Wie? So gut?
Ach was. Ach so.

Für was? Die Katz? Für Gott?
Kann nichts. Kann sein. Kann alles.
Kann zwischen den Beinen
ohne alles Meinen aus dem Haus
gehen heute. Enorm!

Edgar Allan Poe on Song-writing

“THERE are few cases in which mere popularity shoud be considered a proper test of merit; but the case of song-writing is, I think, one of the few. In speaking of song-writing, I mean, of course, the composition of brief poems with an eye to their adaptation for music in the vulgar sense. In this ultimate destination of the song proper, lies its essence – its genius. It is the strict reference to music – it is the dependence upon modulated expression – which gives to this branch of letters a character altogether unique, and separates it, in great mesure and in a manner not sufficiently considered, from ordinary literature; rendering it independent of merely ordinary proprieties; allowing it, in fact demanding for it, a wide latitude of Law; absolutely, insisting upon a certain wild licence and indefinitiveness – an indefinitiveness recognized by every musician who is not a mere fiddler, as an important point in the philosophy of his science – as the soul, indeed, of the sensations derivable from its practice – sensations which bewilder while they enthral – and which would not so enthral if they did not bewilder.” …

Variation 1 – T5 (Ann Cotten)

Variation a

Der schönsten Geldanlage ihre Tränen,
gelten sie? Vergelten, vergolden, vergehen sie?
Der Tränen Anlage schönes Gold. (Zugegeben.)
Gib Verb hinein, nimm Gold heraus.
Alles hinein, Gold heraus.
Gold, Gold heraus. Gold, Gold, Gold, Gold.

Der goldenen Tränen ihre schöne Anlage.
Sie sollen sie nicht verwerfen.
Die Tränen sollen sie werfen
weit über die Anlage hoch hinaus,
weit über den Humboldthain.

Und Gold heraus und Gold heraus,
die Verben sind verblichen.
Und Gold und Gold und Gold, Gold und Gold, und Gold, Gold.

.
Variation b

Gipfeltreffen trotz der Viertelsprache.

Eisige Männer spielen Dohlen, und der Lift
steckt, unter Kassendecken mit ihnen
auf 3568 Meter Höhe von der See.

Sprachen die Anzeichen dahin, wo es hoch ging?
Verstanden wir das besser als das Selbstisch-Naive?
Wurden wir evidenter, je höher wir stiegen?
War das Gipfelbuch das zu Firmen führende oder bloß
ein alter Gymnastikbeutel voll Logos?
Ich weiß es nicht. Die Gipfel erwiderten,
eherne Kämme, mein Ahnen, verzerrt zu
nicht zu erklärenden wilden Schmerzen.

.
Variation c

Die Berge schmerzen
nur den, den sie wirklich stören.

Variation 4 – T3 (Ann Cotten)

Vokabular, in dunkler Nacht geblieben

Mein Herzenshaus ist geschunden und fast leer.
Mein Sinnen wittert kühle Luft, es stinkt nach Anarchie.
Doch hab ich keine Angst.
Ich bin ein Sproß. Gott wird mich nennen heil
und führen, mit schmetternden Trompeten
der Bedeutung, aus dem zarten, zarten
Meere musikalischer Begleitung.

Und ich bin leer            Leer bin ich noch.
Ich bin ein Sproß.         Ein Sproß noch.

Noch singt der laue Abendwind von morgen.
Schon krähen allenthalben viele Hähne.