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Michel Serres in seinem Buch “Der Parasit” über sehr vieles, aber auch über Rousseau als Notenkopist (übersetzt von Michael Bischoff):

“Im Ablauf des täglichen Lebens, wie er es uns hier bekennt, kommen und gehen die parasitären Eingriffe. Einladungen von hier und dort, Einladungen bei der Marquise und beim Vikar, beim Löwen, beim Herrn und bei der Ratte, hinterlistige Verzweigungen, hastige Diebstähle, kleine Geräusche, plötzlich, aber ernstlich für diesmal, fällt die Feder mir aus der Hand. Die kleinen Geräusche, die Unterbrechungen wachsen sich zur Krise, zur Katastrophe aus. Die Decke fällt auf meinen Tisch. Die Wasser der Sintflut ertränken das Tal. Knarren, Geräusche, Chaos. …

was Sänger sich wünschen

Anbei ein paar kurze Stichpunkte für die Komponisten als Anregung, wenn sie dies wollen. Es knüpft an unser erstes Treffen und an die ersten Diskussionen über Formen der Vertonung von Texten und dem Umgang mit Sprache in der Musik für Sänger an. Es hatte sich ja gezeigt, dass in der Neuen Komposition eine starke Strömung da ist, mit Sprechstimme im weitesten Sinne zu arbeiten; die Silben zu entzerren, Geräusche und Lautbildungen anzuwenden und vieles vieles mehr! Meine Anregung war und ist, darüber hinaus und weiterführend eine kompositorische Form für Textvertonungen zu finden, die mehr und mehr den Gesang einbezieht und sich mit neuen Gesangstechniken – und formen auseinandersetzt, mit professionell weiterentwickelten Stimmgattungen und Stimmfähigkeiten. In diesem Bereich erkenne ich bisher bei den Komponisten eine Hemmschwelle und würde mich freuen, wenn ich dabei helfen kann, mehr für Stimme im sängerischen und zeitgenössischen Sinne zu schreiben.

Claudia Herr

Thema 5 (Christian Filips)

Am Anfang ein Betteln
um Neustart, die müden Versprechen,
ein paar vom Staatsgeld am Leben erhaltene
Sterne, schon werde, wie kein Auge je

gesehen, leuchten das All. Ein Schleppen
durch die laufenden Verluste. Da wieder!
zwei Schlingernde, Hand in Hand,
ein Satz vom Gipfeltreffen, eben

eine Stunde alt, ganz ohne Richtwert,
sehr innig aneinander in die Tiefe.
O ihr abstoßenden Firmentöchter! Eure Anzeichen
verdichten sich. Ihr wisst, es hilft nicht mehr,

in einem Jet auf ein Atoll verschwinden.
Nein, nein. Eheu! Auch dort, auch dort.
Und doch, ich höre die Erde, den armen Mutterkonzern,
ganz leise um Euch weinen. Die schönste

Goldanlage ihre Tränen.