Variation 3 – T1 (Ulrich Schlotmann)
wenn’s mehr nicht ist als
schwer (ist) – dann:
vergiss es!
kein Witz: (richtig) fies
erst wird’s in Serie
verkehlte Tiere/ineinander verbissene
ob: befellte oder nicht – hier:
nicht die Rede, von nach-/durchaus nachrangigem Belang
nie wird man fertig mit ihr/ihrer ledig
nirgends ein Ende in Sicht, nirgends
wo man (auch) hinsieht:
Serie/Serie!
das ist: nervig/(echt) nervig
(ist es) nicht?
Fleckenhyänen, meckernde/Pferde mit Flügeln (dran)
so genannte: Dromedare
aber waren es nicht
(viel klarer könne er es nun nicht mehr sagen)
nächtens – dann: klimpert was nervig im Hirn hin
/& her ohne Sinn und jeden Verstandes bar (ledig) – wo?
fragt man sich (da) unwillkürlich
(wo) führt uns das hin/kann
uns das hinführen, hm?
Variation 2 – T 1 (Monika Rinck)
ETWAS, DAS SCHON SEHR IST
was schwer ist / sehr ist, serbittari ist / schwer versehrt ist, ne, dosiert / ein sehr schwerer scherz ist /in vielen ernsten versionen / in mehr als sechzehn / immer eher ernsten versionen / selbst hat nur diese zehn / sekunden und zählt sie, zählt sie, zählt sie, zählt sie / zählen sehr, sehr schwer / was ein sehr schwerer scherz ist / mais pas très sérieux.
was sehr viel leichter ist / sehr sehr gesteigert ist / und gesteigert weniger als das vermehrte ist /was ein sehr leichter wert ist / vermehrt um ferne, dosierte versionen / unbeschwerte scherze, sich erholen! / selbst nur diese zehn / sekunden, aus denen heraus / sich alles steigert, zu einer erholung / die mehr als sehr schwer ist, mais pas très sérieux.
was sehr schwerer heftigkeit herausgesteigert / das malade ins leichte hinein / ein fast sehr unversehrter scherz / faire kehlen, der schwere weg sei ernst zu gehen / nein, leicht zu reiten, über schweres gelände / sekundenberitt fleckige pferde, beschickert / sie fliegen in verschiedenen versionen / mais pas très sérieux, der dosierung dahin.
Thema 4 (Monika Rinck)
SINN UND GEGENSINN (sang und antisang)
Oh! Ob einen Pfirsich wage ich? Ich wünsche nicht, I do not wish
to add, der Welt nicht, anymore. Was ich nenne, verschwindet.
Ist weg. Fehlt nach Nennung für immer. Oh! Ein Todesengel
der Dinge. Hier: Pfirsich. Meeresmädels, sagt mir, was sing ich?
It was detected: Finnish. But the translation to English is:
Schreckenserfüllt. Spielt mit der Stummheit, reimt Dumpfes,
zwei stammelnde Dinge, keines ist Pfirsich. Ich habe gehört,
die Meeresmädels – sie singen. Ich glaube, für mich. Weißes
Haar der Wellen kämmten sie zurück. Wo und womit soll ich
beginnen zu locken? Wo lungern? Der Wunsch des vollen Worts
ist sich zu entschaffen. Spezielle Stimme singt und singt dich hin,
hat nichts als Wind (verschwind), als schwarz (verschwind),
als weiß (verschwind) – und hätt sie nichts als einen Laut?
Die Stimme deiner Spezies weckt dich and you drown.
Variation 1 – T2 (Christian Filips)
Schnrch: Ptsch. Tpp Tpp Tlpf Tlpf ? zieht ? Krk, au! Und es ward Scham.
Ab! (unverhohlen) Ah! (Angel holen) Ach! (Ambraflocken) Und es ward gute Mär.
Eh… Ehern Es…Es Genitivs…Eh Es Gemächts…Pottwal! Potverdori!…Swird auch Zeit.
Dieser Text ist die Umschrift der Aufzeichnung meiner lauten Lektüre des Schlotmann-Themas, das Original hier zu hören:
Variation 1 – T1 (Harald Muenz)
Herrn Rameaus Neffe
“Man mußte laut auflachen, wenn man ihn beobachtete, wie er sich die Tonfarben der verschiedenen Instrumente wiederzugeben bemühte. Mit aufgeblasenen, feisten Backen und rauher, dumpfer Stimme ahmte er Horn und Fagott nach, die Oboe kopierte er durch einen gellenden nasalen Ton, die Saiteninstrumente durch entsprechend klingende Töne, wobei er seine Stimme mit einer unglaublichen Schnelligkeit auf und nieder rasen ließ. Er pfiff, wenn er die kleinen Flöten nachahmte, er girrte, wenn es auf die Querflöte ankam, er schrie, sang und gebärdete sich wie ein Tobsüchtiger, ersetzte Sänger und Sängerinnen, Tänzer und Tänzerinnen, das Orchester und den Chor, mimte zwanzig Personen zu gleicher Zeit, raste umher, stutzte, blitzte mit seinen Augen und schäumte wie ein Besessener. Die Hitze in dem Raume ward allmählich unerträglich.” (Diderot: Herrn Rameaus Neffe, übersetzt von Otto von Gemmingen)
Variation 2 – T 3 (Monika Rinck)
Variation 1 – T3 (Ulrich Schlotmann)
zwei Kitze spielen/necken sich bis
sie pissen müssen
das geht nur so: hin
/& her gar
Stund um Stunde um
/& um
dem will ich aber nun
mit meinem Schießgewehr
den Riegel vorschieben (tun) – wohl: binnen Sekunden
so mach ich diesen (hier): erst fiep ich (vorsichtig)
… wie’s verhofft, das dumme Stück!
dann lad ich (durch)
… und mir den Arsch hinhält (als ob)
dann knall ich’s ab: piff/paff!
das war’s dann (wohl)/gut Nacht
oder doch: fast…
ich riech den Schweiß, der Hund wird irr
und über allem loht der Mond, an fernen Tümpeln (irgendwo)
rufen Unken und langsam wird der Himmel rot
Thema 3 (Mara Genschel)
SPURLAUT
Zwei Stücke spielen, Stunden. Das eine treibt, das and’re lockt. Das and’re fiept und pisst, das eine spürt und pisst und treibt. Das and’re flieht. Das and’re stoppt und äugt. Das eine kommt. Das and’re bleibt, den Spiegel hingereckt, das eine schleckt und flehmt und pisst, das and’re pisst und flieht erneut.
Ein Original Weisskirchen Universal-Mundblatter lockt. Ein Stück wirft auf. Der Blatter fiept erneut. Das Stück zögert und reckt sein Gehöre. Der Blatter fiept und ein Stiefel raschelt geübt im Laub. Das Stück kommt vor, der Blatter fiept, der Jäger schießt. Das Stück kann waidwund fliehen.
Zwei Bracken beginnen, binnen Sekunden, zu bellen. Beide hell. Der eine jault, der and’re jault und heult. Der eine irrt. Der and’re stößt aufs Tropfbett, leckt. Der Jäger folgt. Das Stück verhofft, versteckt.