.. .. .. das “HUI” und “Kummer ruht in meinem Schoß” .. .. ..

Bis auf “das “HUI” und “Kummer ruht in meinem Schoß” (denn der Kummer — kann nicht ruhen) ausgenommen, ist die Arie auch nicht schlecht; besonders der erste Teil.

Und ich weiß nicht — bei einer Opera muss schlechterdings die Poesie der Musik gehorsame Tochter sein. — Warum gefallen denn die welschen komischen Opern überall? — Mit allem dem Elend, was das Buch anbelangt! — Sogar in Paris — wovon ich selbst Zeuge war. — Weil da ganz die Musik herrscht — und man darüber alles vergisst.

Um so mehr muss ja eine Opera gefallen, wo der Plan des Stücks gut ausgearbeitet, die Wörter aber nur für die Musik geschrieben sind, und nicht hier und dort einem elenden Reime zu Gefallen (die doch, bei Gott, zum Wert einer theatralischen Vorstellung, es mag sein was es wolle, gar nichts beitragen, wohl aber eher Schaden bringen) Worte setzen — oder ganze Strophen, die des Komponisten seine ganze Idee verderben. — Verse sind wohl für die Musik das Unentbehrlichste — aber Reime — des Reimes wegen — das Schädlichste. — Die Herren, die so pedantisch zu Werke gehen, werden immer mitsamt der Musik zugrunde gehen.

(Fortsetzung in den Kommentaren)

Es gibt keinen Fluß (Erzählfluß) – Sterne und Marx-Kritik

In Lyotards Libidinöser Ökonomie taucht der Tristram Shandy zweimal auf, wobei Lyotard dabei zweimal in denselben Fluss zu steigen scheint, den es nicht gibt:

“Man kann also zweimal und sogar unzählige Male im selben Fluß baden, wenn nur sein Gefälle, seine Ufer, sein Verlauf, seine Wassermenge ausgemacht werden wie das jeder vernünftige, unterscheidungsfähige Geist-Körper tut; aber man badet niemals im selben Fluß, ganz einfach weil es keinen Fluß gibt, das jedenfalls sagt der verrückte Liebhaber von Singularitäten (ob er nun Proust, Sterne oder Joyce heißt), verrückt, weil er entschlossen ist, für jede Intensität einen eigenen Namen, einen göttlichen Namen zu fordern, also mit jeder von ihnen zu sterben, vielleicht sogar sein Gedächtnis (es heißt Bett und Verlauf des Flusses) und ganz sicher seine eigene Identität zu verlieren.”  – Libidinöse Ökonomie, S. 36

An der zweiten Stelle wirft Lyotard dem “Kapital” von Marx (den er an anderer Stelle auch als das Mädchen “die kleine Marx” bezeichnet) einen “Rückstand” vor, der das Werk “mit dem Vorgang vergleicht, den Sterne zum Motiv des Tristram Shandy macht. In beiden Fällen geht es um folgende Konstellation: um einen (erzählerischen oder theoretischen) Diskurs zu entwerfen, der eine neue, unbekannte Organisation von Raum und Zeit impliziert, benutzt der Schriftsteller (Erzähler, Theoretiker) Zeit und Raum. Bei Sterne wirkt sich dieser Gebrauch (oder dieser Verschleiß) auf die Erzählung selbst aus und verschlingt sie: Der Platz und die Zeitdauer, die durch den Vorgang des Erzählens in Anspruch genommen werden, besetzen nach und nach die Zeit und den Raum, die der Erzählung der Geschichte vorbehalten waren, und machen diese unmöglich oder verwandeln sie zumindest in einen Bericht über diese Invasion und Unmöglichkeit. Bei Marx schlägt sich die Einwirkung des Ausarbeitens auf den Zeit-Raum des Diskurses nicht ausdrücklich in diesem Diskurs nieder (…), führt nicht zu dem verzweifelten Humor von Sterne und zu einem Stil. Bei Marx bleibt der Ausdruck dieser Verzweiflung verdrängt, versteckt und eingekeilt zwischen seiner Aktivität als Produzent von endgültigen, apodikitischen Aussagen und den noch nicht einmal assertorischen Aussagen, die er in einem anderen Text veröffentlicht, in dem der vertraulichen Mitteilung, der Briefe, der aufgegebenen oder zurückgezogenen Manuskripte, Lektürenotizen und Entwürfe. Aber wie auch immer, diese Verzweiflung verursacht den theoretischen Aufschub, sie führt zur Leere des: Wartet doch ab, bis ich fertig bin.” (S.125 f.)

Die unbegreifliche Schiefe (Chapter 1)

Haut, Haar, Fett, Fleisch, Adern, Sehnen, Nerven, Knorpeln, Knochen, Mark, Gehirn, Drüsen, Zeugungstheile, Säfte und Gelenke

Eine Beute von Zuckungen, von melancholischen Träumen und Phantasien

Wie ich meinen Kreisel in einer ganz unbegreiflichen Schiefe aufstellte

Jetzt macht die Thüren zu! –

Ich ward in der Nacht vom 1. Sonntag auf den 1. Montag im Monate März des Jahres unseres Herrn Ein Tausend Siebenhundert Achtzehn gezeugt. Ich weiß das ganz bestimmt.

In Folge einer unglücklichen Verbindung von Ideen nämlich, die eigentlich nichts mit einander gemein haben.

Doch dies nur beiläufig.

Als ich in Flandern gegen den Wind Schlittschuh lief…

Sie müssen ein wenig Geduld haben.

ALLES MUSS REIN. STOCK 11. 6.11

Wir würden gerne um 21.00 Uhr anfangen. Ist das ok? Der Titel der Veranstaltung ist “Alles muss rein”. Einen Text wollen wir eigentlich nicht. Aber Du brauchst etwas für die Homepage, oder? Kannst Du einfach das Programm so übernehmen? Vielleicht ändert sich noch etwas an der Reihenfolge, aber das ist eigentlich egal, oder? Es wird eine Beteiligung des Publikums geben. Hannes Seidl spielt ein Stück mit Live-Motzen. Alle Besucher sind aufgefordert, während seiner Performance per Mikrophon live zu motzen, was das Zeug hält. Hannes Seidl spielt dazu live. Mara Genschel spielt Geigen. Und das offene Mikrophon von Hannes Seidl bleibt offen. Alle können während der nächsten Stücke weitermotzen. Man kann aber auch Zuneigung zeigen. Ach, und Hannes Seidl spielt live. Motzen darf man auch. (Diesen Abschnitt könntest Du auch als Text adaptieren). Brauchst Du sonst noch etwas? Wir würden ab Mittag im Ballhaus aufbauen. So ab 13.00 oder 13:30 Uhr. Ist das recht? Wärst Du dann da und läßt uns rein? Und ist jemand von der Technik vor Ort?

Liedertafel, 06.11.2012, 21.00 Uhr, Ballhaus Mitte, Ackerstraße 144, Berlin

PROGRAMM

»Alles muss rein«

Uwe Rasch
aus vierundzwanzig: zweiundzwanzig – Video
(2:20 Min.)

Hannes Seidl
Alles muss raus – live mash up – für Laptop und Live-Motzen
Hannes Seidl, Laptop
Besucher der Liedertafel, Live-Motzen
(10:00 Min.)

Martin Schüttler
schöner leben 5 (»Nix verstehen ist besser als gar nichts« – M.K.) – für Geige und Midi-Zuspielung
Mara Genschel, Geige
Martin Schüttler, Live-Elektronik
(8:00 Min.)

Michael Maierhof
EXIT F für Ensemble und 4 Heißluftballons – Video
NADAR, Konzert Rotterdam, 7.9. 2012
(15:00 Min.)

Christoph Ogiermann
NOUNCE – für Geige und Zuspiel
Christoph Ogiermann, Geige
Sebastian Schottke, Klangregie
(12:00 Min.)

Maximilian Marcoll
Compound No.5a: CONSTRUCTION ADJUSTMENT 1 – für Schlagzeug und Live-Elektronik
Maximilian Marcoll, Schlagzeug
Sebastian Schottke, Klangregie
(14:00 Min.)

TECHRIDER:

Uwe Rasch
zweiundzwanzig (Video)
Laptop
Beamer / Projektionsfläche
Stereo-PA

Maximilian Marcoll
compound 5a (CONSTRUCTION ADJUSTMENT 1) – für Schlagzeug und Live-Elektronik
3 (Kondenser) Mics,
3 Speaker
1 Kopfhörerverstärker (+ Kopfhörerverlängerungskabel)
1 Hifi-Verstärker
1 Schlagzeugablage
1 Notenständer

Hannes Seidl
“Alles muss raus – live mash up” – für Laptop und Live-Motzen
Laptop
Mikrophon
Stereo-PA

Martin Schüttler
schöner leben 5 (»Nix verstehen ist besser als gar nichts« – M.K.) – für Geige und Midi-Zuspielung

Laptop
Mono-PA
Kontaktmikro
Fußschalter (on/off)

Michael Maierhof
EXIT F Für Ensemble und 4 Heißluftballons (Video)

Laptop
Beamer / Projektionsfläche
Stereo-PA

Christoph Ogiermann

NOUNCE – für Geige und Zuspiel
Stereo-PA

flugblatt (remake)

Gegen den Poetry Film! Für echte Poesie!

An das Publikum!

Achtung! Gefahren des Poetry Films!

Die Dichtung kommt unter die Räder, wenn sie auf des Niveau von Videoclips heruntergezerrt wird!

Poetry Film ist Kitsch!

Wer die Poesie & die Dichter liebt, lehnt den Poetry Film ab!

Poetry Film ist Einseitigkeit!

100 % Poetry Film = 100 % Verflachung!

Poetry Film ist ästhetischer & intellektueller Mord!

Seine einfältige Bebilderung versperrt den Zugang zur Dichtung & stellt eine Beleidigung für jeden echten Freund der Poesie dar!

Poetry Film ist schlecht konservierte Dichtung & eine hilflose Nachahmung von Musik-Videoclips!

Darum:

Fordert echte Poesie!

Fordert anständige Filme ohne Gedichte!

Fordert anständige Gedichte ohne Bebilderung!

Lehnt den Poetry Film ab!

Die Liedertafel